Kennst du die Quengelzone im Kassenbereich des Supermarktes? Hier drehen kleine Kinder eigentlich immer auf. Sie schreien nach Aufmerksamkeit und wollen unbedingt die Süßigkeiten im Kassenbereich haben.
So benimmt sich die Trauer auch manchmal.
Bei dem Wort „Trauer“ zucken viele zusammen. Keiner mag „Trauer“ und keiner möchte traurig sein. Das ist verständlich, aber die Trauer ist ein Gefühl wie Glück, Freude, Liebe, Wut, Langeweile und und und. Dennoch würden wir jedes andere Gefühl der Trauer vorziehen.
Was würdest du mit dem kleinen Kind in der Quengelzone machen, damit es sich beruhigt?
Eine Möglichkeit ist, dem Kind die gewünschte Süßigkeit kaufen. Eine andere Möglichkeit wäre, das Kind abzulenken mit Aufmerksamkeit. Vielleicht würdest du es einbinden in den Einkauf, die Sachen aus dem Wagen aufs Kassenband legen lassen, vielleicht hat es auch schon etwas Anderes aussuchen dürfen, wer weiß? Es gibt ja viele Möglichkeiten, um mit der Situation umzugehen.
Was machen wir nun mit der Trauer, die gerade um Aufmerksamkeit quengelt?
Meistens nehmen wir die „Ablenkung“, versuchen das Gefühl wegzudrücken und schnell was Anderes zu machen. Das Blöde ist nur, dass das Gefühl dennoch bleibt, wir denken nur, dass es sich verstecken lässt. Und später sucht es sich vielleicht einen anderen Kanal oder eine andere Projektionsfläche, damit es doch noch Aufmerksamkeit bekommt. Möglicherweise sogar bis hin zu körperlichen Zeichen.
Ich hatte mal einen Sommer, in dem drei ältere Damen in meine Praxis kamen, um sich mit einer Massage verwöhnen zu lassen. Ich massierte allen den Bauch und alle drei Damen gaben Schmerzen bei der Massage an. Es war echt skurril, denn die Massage war mega sanft.
Alle erzählten, dass sie vor vielen Jahren, eine sogar 30 Jahre zuvor, ein Kind verloren hatten und es nie betrauert haben.
Das meine ich damit, wenn sich ein Gefühl irgendwann eine andere Projektionsfläche sucht. Ich habe mit allen das Gefühl „bearbeitet“ und die Schmerzen waren von da an weg.
Wir können ziemlich lange Gefühle wegdrücken. Gesünder finde ich aber den Weg, sie wahrzunehmen und anzuhören, was sie uns zu sagen haben, was sie sich wünschen.
Genau wie bei dem kleinen Kind. Dann bekommt das Gefühl die Aufmerksamkeit, die es haben möchte, bis es sich wieder in die Reihe der ganzen Gefühle einreihen kann. Vielleicht möchte danach sogar das Glück oder die Liebe mal in den Fokus gelangen?
Wichtig finde ich es, sich klar zu machen, dass Gefühle alle gleichwertig sind. Sie sind unsere Freunde. Ohne Gefühle wären wir monoton und ein kleines Gefühlsfeuerwerk kann auch schon mal Leben bringen. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Vielleicht magst du das bei der nächsten Gelegenheit mal ausprobieren, wenn eines deiner Gefühle in der Quengelzone verharrt und um Aufmerksamkeit bettelt? Es lebt sich so wirklich leichter.
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