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Das Leben ist zu kurz für negative Gedanken


Es kommt immer mal vor, dass man einen Tag erwischt, der nicht so das ist, was man als „das Gelbe vom Ei“ bezeichnet. Dann hadern wir mit uns und mit der Welt. In meinem Blog möchte ich Dir Gedanken anbieten, die Dir neue Inspirationen und neue Blickwinkel geben, Dich nachdenken lassen, Dir aber auch das eine oder andere Mal ein Lächeln ins Gesicht und Leichtigkeit in den Tag zaubern. Heute ist ein guter Tag!


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23.11.2022

Fehlgeburten gab es schon immer und wird es leider auch immer geben

Fehlgeburten gab‘s schon immer und wird es leider auch immer geben. Für die betroffene Mutter ist es ein unbeschreiblicher Verlust! Oftmals weiß das Umfeld aber gar nicht, wie sie mit der Situation umgehen soll.
In diesem Blogartikel erzähle ich dir etwas zum Umgang mit verwaisten Müttern

In den letzten Tagen wurde ich mehrfach von Frauen angesprochen, die in ihrem Umfeld Mütter erleben, die gerade ein Kind verloren haben. Alle eint ein Punkt, nämlich, dass sie nicht wissen, wie sie mit der verwaisten Mutter umgehen sollen.

Was mich daran besonders berührt ist, dass diese Frauen, die mich ansprachen, davon ausgingen, dass es eine Seltenheit ist ein Kind zu verlieren.
Leider ist dem nicht so, aber sie selbst haben glücklicherweise nie diese Erfahrung gemacht, was ja toll ist.
Da ist es natürlich verständlich, dass dann Unsicherheit herrscht.

Wie gehe ich mit der verwaisten Mutter um? Wie wird sie sich fühlen? Was sage ich ihr?
Ich beginne mal damit, wie sich eine Mutter fühlen kann, die gerade ihr Kind verloren hat.

Stell dir vor, du wünschst dir ein Kind und hältst einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand. Die Freude ist groß. Endlich schwanger! Es kommt der erste Termin beim Gynäkologen, die Schwangerschaft wird offiziell bestätigt.

Das ist schon ein ganz besonderes Gefühl. Zu dem Zeitpunkt fühlt man sich absolut mütterlich. Man hat das erste Mal im Ultraschall das „Kinderzimmer“, die Fruchtblase, den Dottersack oder sogar das Baby gesehen. Es ist ein Gefühl, als ob die Welt nicht schöner sein kann. Man fängt an, sich die Zukunft als Familie oder als wachsende Familie vorzustellen.

Wenn es zu einem späteren Zeitpunkt heißt, dass das Baby nicht gewachsen ist oder das Herz nicht mehr schlägt, bricht eine Welt zusammen. In dem Moment gibt es diese Zukunft, die gestern noch deine war, nicht mehr. Es zieht einem den Boden unter den Füßen weg und du denkst, dass sich die Welt nicht mehr drehen dürfte, aber sie tut es dennoch.

Für dich ist dein Kind gerade gestorben.
Kannst du dich in diese Situation versetzen?
Jetzt stell dir vor, dir wird folgendes gesagt:
„Du bist noch so jung, du kannst noch viele Kinder bekommen“
„Es war doch gar kein richtiges Kind“
„Es war doch nur ein Zellhaufen“
„Wer weiß, wozu es gut ist?“
„Bestimmt ist es besser so“
„Vielleicht war es ja krank. Die Natur regelt das dann schon“

Nichts davon macht das, was du gerade erlebt hast, besser. Denn es sind Aussagen, die bestimmt gut gemeint sind, Aussagen für den Kopf, für die kognitive Fähigkeit etwas begründen zu wollen.
Aber sie berühren nicht das Herz. Und sie heilen schon gar nicht die Trauer. Ganz im Gegenteil. Für eine trauernde Mutter sind sie Ohrfeigen.

Als trauernde Mutter machst du dir meist selbst Vorwürfe, ob du etwas falsch gemacht hast. Du suchst die Schuld bei dir.
Niemand hat dir vorher gesagt, dass es NICHT deine Schuld ist. Dass es z.B. an deiner Blutgerinnung liegen könnte, dass es an Blutgruppenunverträglichkeiten liegen könnten, dass es an der Kraft des Kindes, an der Kraft der Spermien des Kindsvaters liegen könnte oder dass es auch nichts von alledem, sondern „einfach“ ein blöder Zufall sein könnte.
Wer sagt denn, dass ein Kind mit besonderen Bedürfnissen keine Bereicherung für die Familie ist?

Nun zu der Ausgangsfrage, wie du mit dieser betroffenen Mutter oder den betroffenen Eltern umgehen kannst.
Wenn du unsicher bist, was du sagen sollst, sag das, was dich umtreibt, wie es dir selbst mit dieser Situation geht. Sag z.B. „es tut mir so leid für euch, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“. Das ist ehrlich und offen und verletzt nicht. Der nächste Punkt ist, dass du fragen kannst, wie sie sich fühlen, wie es ihnen in dieser Situation geht und ob sie etwas brauchen oder du etwas für sie tun kannst.

Versuche, die Situation der Familie nicht zu bewerten oder zu interpretieren. Du weißt nicht, was der Grund dafür ist, dass das Kind gegangen ist, versuche es nicht für sie „besser“ machen zu wollen. Es wird für sie nicht besser.

Diese verwaiste Familie ist vielleicht gerade noch im Schock und in der Trauer. Diese braucht Zeit. Auch das kannst du ihnen sagen: „das ist ein großer Verlust für euch, nehmt euch Zeit für die Trauer“
Du könntest einfach für sie da sein. Wenn man trauert, hat man wenig Appetit, wie wäre es, wenn du der jungen Familie mittags Essen vorbeibringst.

Ich hatte damals Tage, an denen ich nicht einkaufen gehen wollte. Da war es für mich eine große Hilfe, dass meine Nachbarin mir anbot, das zu übernehmen. Ich schickte ihr meine Einkaufsliste per Whatsapp und sie hat mir später den Einkauf einfach vor die Tür gestellt.

Die Trauer verläuft in Wellen. Es gibt gute Tage und weniger gute Tage. Es gibt Tage, da überrollen einen einfach die Tränen. Meinen Freunden sagte ich damals, dass wir uns gerne treffen könnten, wenn sie es aushalten, dass ich mal kurz die Tränen laufen lasse. Ich gab ihnen gleich eine „Gebrauchsanweisung“ für mich mit: „ihr müsst nichts sagen und mich nicht trösten, einfach weinen lassen, dann geht das auch wieder weg“.

Ganz schleichend werden die Abstände der Trauerwellen größer und irgendwann lernt man mit dieser Schramme auf der Seele zu leben. Sie ist wie eine Schramme auf der Haut. Sie tut nicht mehr weh, erinnert dich aber an das Erlebte.
Dann ist die Trauer ebenbürtig mit allen anderen Gefühlen. Mit der Wut, der Liebe, der Hoffnung, der Freude und allen anderen. Dann ist sie gesund und lebbar.
Verdrängte Gefühle können sich später immer wieder melden, wie trotzige Kinder, die Aufmerksamkeit haben wollen.

Daher ist es gut ihr Raum zu geben. Die Kinder zu verabschieden, sie aber in der Familie nicht zu verschweigen.



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