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Das Leben ist zu kurz für negative Gedanken


Es kommt immer mal vor, dass man einen Tag erwischt, der nicht so das ist, was man als „das Gelbe vom Ei“ bezeichnet. Dann hadern wir mit uns und mit der Welt. In meinem Blog möchte ich Dir Gedanken anbieten, die Dir neue Inspirationen und neue Blickwinkel geben, Dich nachdenken lassen, Dir aber auch das eine oder andere Mal ein Lächeln ins Gesicht und Leichtigkeit in den Tag zaubern. Heute ist ein guter Tag!


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29.05.2022

Wie ich wurde was ich bin: Was mein Physiklehrer mit meiner Hebammenausbildung zu tun hat

Wann hast du dich für deinen Beruf entschieden? War dir schon früh klar, was du werden wolltest? Mir war nach dem Abitur noch nicht wirklich klar, was ich machen wollte. Mode? Medizin? Musik? Ich beschloss, die Entscheidung zu vertagen und erstmal ein Au-Pair-Jahr einzuschieben. Doch dann ging alles ganz schnell und der Weg wurde klar.

Hättest du mich in der 5. Klasse nach meinem Berufswunsch gefragt, wäre die Antwort „Frauenärztin“ gewesen. Zu dem Zeitpunkt bekam ich erste Ideen zum Thema „Schwangerschaft“ und „Verhütung“, da uns unser Physiklehrer (!!!) in Sexualkunde unterrichtete. Zugegebenermaßen war der Physiklehrer ob seines Studienganges nicht unbedingt die erste Wahl für dieses Fach, aber in den frühen 80er Jahren waren sie wahrscheinlich froh, überhaupt jemanden für diesen Unterricht zu bekommen.

Nach dem Abitur hätte ich mir vieles vorstellen können. Musik, immerhin spielte ich viele Jahre Querflöte im Jugendorchester, Mode, denn ich nähte seit der Grundschulzeit, Medizin wegen des unglaublich begabten Physiklehrers ;-).

Mir erschien es an dieser Stelle am besten, die Entscheidung zu vertagen.
Die Jungs gingen zu der Zeit zur Bundeswehr und für uns Mädchen war es trendy, ein Auslandsjahr einzulegen. Es sollte ein Jahr in einer Familie in der Nähe von Genf sein. Deren Bedingung hierfür war, dass ich vorweg einen Säuglingspflegekurs besuche, da die Gastmutter ihr drittes Kind erwartete.

So saß ich also als einzige Nicht-Schwangere mit 9 Schwangeren in einem Säuglingspflegekurs der Familienbildungsstätte. So cool. Nun hat mich das Thema Schwangerschaft zum zweiten Mal fasziniert. Die Fragen der werdenden Mütter waren spannend. Ich konnte mir vorstellen mit Schwangeren zu arbeiten, mich um ihre Fragen zu kümmern, sie zu begleiten. Und schon war der Berufswunsch geboren Hebamme zu werden. Dem Au-Pair-Jahr stand dennoch nichts im Wege, da es in Braunschweig an der damals kleinsten Hebammenschule Deutschlands Wartezeiten gab. Also machte ich nicht nur vorweg den Säuglingspflegekurs, sondern bewarb mich auch noch vor der Abreise.

Das Glück war auf meiner Seite und ich konnte wahrlich 1988 dort meine Ausbildung beginnen.
Hier sollte nun eigentlich ein Bild erscheinen, das da aber leider gerade nicht erscheint :-).
Das Bild entstand direkt nach der Hebammen-Examensprüfung. Unfassbar, wie die Zeit vergangen ist. Wenn ich damals sagte, dass ich Hebamme bin, wurde ich immer komisch angeguckt, denn das Bild der Hebamme war damals eher so, dass sie einen grauen Dutt trug und schon alt und weise auf die Welt gekommen schien. An dem Dutt arbeite ich noch immer, aber noch immer mit eher mäßigem Erfolg :-).

Ich war viele Jahre mit großer Freude Dorfhebamme im Allgäu. Und es war genau so, wie ich es mir damals im Säuglingspflegekurs vorgestellt habe.

Mein eigener Kinderwunsch machte es allerdings zunehmend schwer für mich die Familien zu betreuen, denn ich wurde dreimal schwanger, verlor aber alle drei Kinder. Irgendwann haben wir eingesehen, dass dieser Weg für uns zu Ende ist.

Nun ist es allerdings so, dass man einen Herzenswunsch nicht einfach zu den Akten legen kann. Es gehörte viel emotionale Arbeit dazu, mich als Frau und Mutter von drei Sternenkindern anzuerkennen.
Mir war damals auch nicht bewusst, wie lange sich der Kinderwunsch doch noch als Sehnsucht zeigt, aber ich kann jetzt sagen, dass ich mich als Mutter komplett und als Frau emotional „rund“ fühle.

Seit mittlerweile 17 Jahren begleite ich Paare auf dem Weg zu ihrem Wunschkind und kann hier alles vereinen, was ich als Hebamme und Kinderwunschtherapeutin gelernt und auch als Kinderwunschfrau erfahren habe. Wenn eine Kundin mir von ihren Gedanken und Sorgen erzählt, kann ich sagen, dass ich jeden Gedanken damals auch gedacht habe, mir ist dahingehend nichts fremd.
Ich freue mich so, dass ich ein Teil ihres Weges sein kann, freue mich über jede Schwangerschaft und auch, dass ich das Thema des unerfüllten Kinderwunsches und Sternenkinder aus der Tabuzone holen kann. Es ist ein Teil unseres Lebens.

Für mich hat sich der Beruf genau so dargestellt, wie ich ihn mir damals im Säuglingspflegekurs vorgestellt habe, nur ein bisschen anders ;-).
Danke für den unvergesslichen Aufklärungsunterricht, Herr Physiklehrer!




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