Der unerfüllte Kinderwunsch macht etwas mit einem. Vor allem, wenn man lange auf sein Kind warten muss.
Ich möchte dir heute von Andrea erzählen, die alles tat, um sich kinderwunschgerecht zu ernähren.
Andrea wünscht sich seit vier Jahren ein Kind. In der Kinderwunschklinik wurde ihr gesagt, dass bei ihr, wie auch bei ihrem Mann alles in Ordnung sei.
Eine luxuriöse Situation, denn sie kann durchaus spontan schwanger werden. Aber natürlich kann sie auch, wenn sie möchte, den Weg der Schulmedizin wählen und eine IVF machen. Eine erste Behandlung hatte sie auch schon, wurde aber nicht schwanger.
Wir haben uns also darüber unterhalten, wie sie sich mit der Situation fühlt. Auch das Thema Ernährung und Genuss haben wir angesprochen. Denn auch das gehört für mich dazu.
Traut sie sich, in der zweiten Zyklusphase ein Glas Wein am Abend zu trinken? Traut sie sich, auf Partys mal loszulassen und zu feiern? Oder verzichtet sie zugunsten des Kinderwunsches auf all das?
Andrea begann nach kurzer Bedenkzeit zu erzählen, wie sie sich ernährt.
Ihr erster Satz war: „Am schwersten fällt es mir, auf den Kaffee zu verzichten.“ „Warum verzichtest du denn auf deinen Kaffee?“ „Ich verzichte seit ca. 6 Wochen auf den Kaffee, weil ich gelesen habe, dass er für die Eizellreifung nicht gut sein soll.“ „Aha, ist er denn sonst für dich gut?“ „Ich weiß nicht, ob er gut für mich ist, aber ich trinke ihn halt echt gerne.“
Sie fuhr fort mit glutenhaltigen Lebensmitteln und auf welche Nahrungsmittel sie achtet, um genügend Vitamine zu sich zu nehmen.
Ich war erstaunt, in was sie sich alles eingelesen hatte, was sie an Nahrungsergänzungsmitteln nimmt und auf was sie alles verzichtet.
Schon bald hatte ich den Eindruck, dass viel Energie in die Zusammenstellung ihrer Ernährung steckt.
Nun ist ja aber das Thema, dass wir die Babys in unserem Bauch empfangen und nicht mit dem Kopf.
Es ist natürlich völlig richtig, dass eine gesunde und ausgewogene Ernährung sinnvoll ist und dass eine glutenfreie Ernährung bei bestimmten körperlichen Indikationen sinnvoll sein kann. Für mich stellt sich dennoch dann die Frage nach dem Gefühl.
Und genau danach fragte ich Andrea. Wie gut ihr diese Ernährungsform tut und wie gut sie ihr schmeckt. „Naja, man kann sich an alles gewöhnen“, sagte sie.
Ernährung soll uns „nähren“. Das heißt, sie sollte den Körper gut versorgen, den Hunger stillen, das Bedürfnis nach Nahrung stillen und guttun, also auch ein wohliges Gefühl hinterlassen. Essen darf auch zufrieden machen.
Wir sind in der großartigen Situation, dass wir uns gut ernähren können. Wir kommen in der Regel an alles Nahrungsmittel heran, die uns guttun können. Wir leben nicht im Hunger- oder Notzustand.
Was aber oftmals ein echter Mangelzustand ist, ist das Gefühl für Appetit, Hunger und Bedürfnis des Körpers.
Ich sagte ihr: „Überleg mal, mit welchen körperlichen Mangelzuständen Frauen früher oder auch in anderen, weniger gut versorgten Ländern, Kinder bekommen haben. Was jetzt nicht heißen soll, dass es ein Freifahrtschein für schlechte oder mangelnde Ernährung sein soll, sondern dass du dir vor Augen führen kannst, was ein Körper alles aushalten kann und sich dennoch fortpflanzen kann.“
Andrea hatte das Gefühl für ihren Bauch ein bisschen verloren. Hunger stillte sie, indem sie überlegte, was wohl am sinnvollsten für den Kinderwunsch wäre. Kaffee versagte sie sich dabei. Ebenso Alkohol.
Wir deckten erstmal alle Glaubenssätze rund um die Ernährung auf, um sie danach aufzulösen und vereinbarten, dass sie bis zum nächsten Termin mal versucht, in Sachen Hunger in den Bauch zu spüren, was der haben möchte. Soll es was Warmes, was Kaltes, was Herzhaftes, was Süßes sein?
Sie hat eingesehen, dass es auch in Sachen Ernährung Sinn macht, sich wieder mit ihrem Bauch zu verbinden.
Wenn sich ihr Baby in ihrem Bauch wohlfühlen soll, darf der sich gerne gut versorgt, warm und mütterlich anfühlen.
Besonders strahlte sie mich an, als ich ihr ihren heißgeliebten Kaffee wieder „erlaubte“.
Es gibt so viele Seiten, von denen aus man den Kinderwunsch betrachten und angehen kann. Ich bin eindeutig dafür, individuell zu gucken, was der Körper wirklich braucht oder eher nicht braucht. Nicht alle brauchen das gleiche. Der nächste Schritt ist dann, wieder dahin zu kommen, den Wunsch nach einem Baby aus der Wissenschaft herauszunehmen und wieder zum Gefühl, Leichtigkeit und Lebensfreude zurückzukommen.
Sonst wird er nur anstrengend und belastet einen selbst wie auch die Partnerschaft.
Also lieber die Energie aus dem Kopf in den Bauch lenken. Ich bin sicher, dass die Kinderseelen damit viel mehr anfangen können.
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