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Das Leben ist zu kurz für negative Gedanken


Es kommt immer mal vor, dass man einen Tag erwischt, der nicht so das ist, was man als „das Gelbe vom Ei“ bezeichnet. Dann hadern wir mit uns und mit der Welt. In meinem Blog möchte ich Dir Gedanken anbieten, die Dir neue Inspirationen und neue Blickwinkel geben, Dich nachdenken lassen, Dir aber auch das eine oder andere Mal ein Lächeln ins Gesicht und Leichtigkeit in den Tag zaubern. Heute ist ein guter Tag!


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05.07.2023

"Hört denn die Trauer niemals auf?"

Diese Frage stellte eine Kundin letztens.
Sie hat vor einem Jahr ihr Kind verloren. Kurz nachdem sie erfahren hatte, dass sie schwanger ist, hatte sich ihre Kinderseele schon wieder auf den Weg ins Seelenland aufgemacht.

Natürlich wollte sie sofort wieder schwanger werden. So geht es den meisten verwaisten Eltern.
Ganz schnell wieder schwanger werden, ganz schnell wieder voll Hoffnung sein und ganz schnell Ablenkung durch die Vorfreude auf das nächste Kind finden.
Allerdings gibt es keine Abkürzung für die Trauer.

Früher hatten wir eine Trauerkultur mit schwarzer Kleidung. Ich kannte es noch aus meiner Kindheit, dass eine Frau, die in Trauer war, ein volles Jahr lang schwarz trug.

Drüber kann man nun geteilter Meinung sein. Muss man sein Gefühl durch eine Farbe zur Schau stellen? Waren die Frauen früher glücklich mit der „Vorschrift“ Schwarz tragen zu müssen?

Wie immer gibt es unterschiedliche Sichtweisen. Zum einen kann es eine Art Schutz sein, mit der schwarzen Kleidung zu zeigen „ich bin in Trauer“, was dem Umfeld zeigt, dass ich vielleicht Ruhe haben möchte, sensibler bin, unsicher bin, mit mir und meiner Situation umzugehen.
Auf der anderen Seite sollte es natürlich keine Pflicht sein 12 Monate Trauer zu tragen, denn vielleicht braucht jemand gar keine 12 Monate, um mit diesem Gefühl umzugehen.

Da schwarz heute eine Modefarbe ist, kann man es oftmals gar nicht erkennen, ob es ein Symbol der Trauer oder ein Zeichen für die Umwelt sein soll.

Zurück zu meiner Kundin. Sie hat ihr Kind verloren und steckte in der Trauer fest. Sie bekam einfach keine Anleitung damit umzugehen. Uns fehlt eben eine Trauerkultur. Einen Umgang mit der Trauer. Oftmals macht sie uns einfach hilflos.

Ich habe immer das Gefühl, dass von Trauer keiner etwas wissen will. Wir funktionieren. Möglichst schnell zum Alltag übergehen. Bloß nicht ausfallen und schon gar nicht wegen eines Gefühls.
Aber gerade die Trauer braucht Zeit und Raum. Sie ist ein Gefühl. Nicht mehr und nicht weniger.

Es sagt doch auch keiner, dass man sich weniger freuen, weniger lieben, weniger Leichtigkeit empfinden soll. Aber es wird einem gesagt, dass man doch mal nicht so traurig sein soll.
„Warte mal ab, du wirst ganz schnell wieder schwanger“ oder „Du bist noch so jung und kannst noch so viele Kinder bekommen“. Das macht es aber doch nicht besser. Es geht darum, einen Schritt nach dem anderen zu machen.
Jetzt hast du dein Kind verloren, deswegen bist du jetzt traurig.

Meine Kundin war so traurig, dass sie sich wie innerlich gelähmt fühlte. Sie konnte gar nicht mehr arbeiten, hat immer nur geweint. Ich konnte es nachvollziehen, denn als wir unser erstes Kind verloren haben, ging es uns ähnlich.
Von daher habe ich meine Kundin sehr gut verstehen können.
Wir steckten in der Trauer irgendwie fest, weil auch wir damals nicht wussten, wie wir am besten mit der Situation umgehen sollten. und zu hoffen, dass eine erneute Schwangerschaft "alles wieder gut macht", ist ein Irrglaube. Das ist, als würde man über einen zerbrochenen Krug eine Decke legen und hoffen, dass der Krug wieder heile ist, wenn man nur das Tuch wieder wegzieht. Klappt nicht.

In der Trauer festzustecken ist aber nicht sonderlich hilfreich, denn dann kann sich nichts verändern. Wenn wir jedoch diesem Gefühl Raum geben, hat es eine Chance sich zu verändern. Und ein Gefühl verändert sich immer, wenn wir ihm Raum geben und es sich eine Zeitlang wie ein kleines Kind in der Quängelzone vor der Supermarktkasse benehmen darf. Einmal auf dem Tisch tanzen, bis wir auf dieses Gefühl aufmerksam werden und uns um es kümmern.
Genau das mache ich in meinem Coaching.
Wir nehmen das Kind, das wieder gegangen ist wahr. Geben ihm einen anderen Platz, wo wir es als Mama jederzeit besuchen können und auch den Kontakt halten können und geben der Trauer die Aufmerksamkeit, die sie braucht.

Bei dieser Kundin hat es so viel Ruhe im Herzen und im Kopf gebracht, dass sie mich schon beim zweiten Treffen anstrahlte. Sie fühlte sich sehr viel leichter. Die neuen Blickwinkel, die ich ihr aufzeigen konnte, haben ihr sehr geholfen.

Wie so viele in ihrer Situation hatte sie ein ganzes Jahr lang versucht wieder schwanger zu werden, aber leider ohne Erfolg. Das entmutigt nicht nur, sondern steigert natürlich die Trauer und weitet sich in die Beziehung und in das Intimleben aus. Der Spaß wird schnell zum Zeugungsdruck.

Findet jedoch die Trauer ihren Weg zur Veränderung, muss keine nächste Schwangerschaft dieses Gefühl überdecken. Dann kann eine nächste Kinderseele ohne die Bedingung, die Eltern glücklich zu machen, kommen.
Also auch hier ist es sinnvoll, sich um die Trauer zu kümmern, anstatt in eine Beziehungskrise zu geraten.
Kurz nach dem zweiten Gespräch mit der Kundin, in der wir um die Einladung der nächsten Kinderseele kümmerten, bekam ich eine Nachricht von ihr, dass sie schon schwanger ist und voll guter Hoffnung, dass dieses Baby in ihren Armen landen wird.
So schnell kann das dann durchaus gehen, wenn die Gefühle wieder „in Ordnung“ sind.
Um zum Anfang zurückzukommen: Die Trauer geht nicht weg, denn sie ist ein Gefühl wie Liebe, Freude, Hoffnung, Zuversicht und alle weiteren Gefühle. Wenn wir nun hoffen, dass die Traue weggehen möge, würden auch alle anderen Gefühle weggehen und das kann nicht im Sinne unserer Lebensfreude sein.
Dann wären wir gefühlskalt. Also lieber alle Gefühle ausleben, jedes zum richtigen Zeitpunkt und der ist, wenn es dran ist.



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